Streichen der Straßenbahnoption, Dezember 2010

Straßenbahn streichen – Niemals!
Wir sind doch nicht blöd.
Streichen der Straßenbahnoption

Am 1.12.2010 demonstrierte die Montagsrunde vor dem Neu-Isenburger Rathaus. Ein wichtiger Beratungsgegenstand stand auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung: Die Abstimmung, ob die Verlängerung der Straßenbahnlinie 14 durch Neu-Isenburg nach Dreieich weiter in dem regionalen Nahverkehrsplan 2011-2015 vorgesehen sein soll. Die zum Rathaus in der Siemensstraße 14 eilenden Stadtverordneten erhielten von den Mitgliedern der Montagsrunde eine argumentative Handreichung pro Straßenbahnverlängerung. Ein tiefrotes Banner mit der Titelüberschrift sollte die Bedeutung dieses Beratungspunktes unterstreichen und auf den Punkt bringen. Nach einer engagierten Debatte im Plenum stimmte die CDU-Fraktion und der Stadtverordnete der FWG geschlossen für die Streichung der Straßenbahn im Nahverkehrsplan, ein Stadtverordneter der FDP und einer der SPD enthielten sich, während die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen geschlossen und mehrheitlich die SPD gegen eine Streichung votierten.


Es hat sich in puncto Straßenbahn nichts geändert in Neu-Isenburg.
Die CDU ist weiterhin strikt gegen eine Verlängerung der Linie 14 nach Dreieich. Dieser Kurs einer Partei, die argumentativ den Stand einer Verkehrspolitik aus den 60er Jahren konserviert und zu einer verkehrspolitischen Endmoräne geworden ist, wird zu allem Überfluss noch von ihren jungen Kräften wie Stadtrat Stefan Schmitt und dem Stadtverordneten Nico Wolski vertreten. Hoffnungsträger einer hoffnungslosen verkehrspolitischen Erstarrung! Immerhin: Herr Schmitt, der noch im Jahre 2000 die Straßenbahn in der Frankfurter mit den launigen Worten abtat, der „Iseborjer Oberlump“ könne beim karnevalistischen Umzug am „Lumpemontag“ Schaden an der Oberleitung einer Straßenbahn nehmen, war gezwungen sachlichere Argumente ins Feld zu führen. Im Ergebnis aber längst Bekanntes: Erstens sei die Straße für die Nutzungskonkurrenz Auto, Fußgänger und Straßenbahn zu schmal, zweitens stehe die Straßenbahn einer optischen Aufwertung der Straße entgegen und drittens sei die Frankfurter mit Landesmitteln am Isenburg Zentrum bereits ausgebaut worden. Die Zweckbindung dieser Mittel betrage 15 Jahre. Unserer Ansicht nach lassen sich diese Positionen leicht widerlegen. Überhaupt fehlen dieser Position Gesichtspunkte und Abwägungselemente, die sich auf der Höhe der Zeit befinden. Wie das eben bei Endmoränen so ist! (Näheres dazu in unserer Rubrik „Stadtverordnete fragen – Bürger antworten“ im Anhang).

Die veröffentlichte Meinung ist mehrheitlich Pro Straßenbahn.
Die lokale Presse nahm die Demonstration der Montagsrunde freundlich auf und gab ihren Argumenten >Pro Straßenbahn< breiten Raum. Die Frankfurter Rundschau vom 3.12.2010 titelte unter „CDU bremst auf Linie 14“ und kommentierte die Entscheidung der CDU/FDP/FWG in einem eigenen Kommentar unter „Weichen falsch gestellt“. Die Frankfurter Neue Presse kam unter der Überschrift „Demo für die Tram“ am 3.12.2010 heraus und gab den Argumenten der Montagsrunde breiten Raum. Die Offenbach Post titelte „Grüner Tropfen auf schwarzem Stein“ und dem Untertitel „Stadtverordnete diskutieren –mal wieder- über die Straßenbahn/Grüne und SPD sind für Streckenverlängerung“. Auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4.12.2010 nahm die Auseinandersetzung in Neu-Isenburg am 4.12.2010 unter dem Titel „Bis Neu-Isenburg und keinen Meter weiter – Stadt lehnt Verlängerung der Straßenbahnlinie 14 ab“ auf.

Vorläufiges Fazit:
Die Straßenbahnverlängerung durch Neu-Isenburg wird durch das Votum von CDU/FDP/FWG zum Nahverkehrsplan nicht entscheidend behindert. Kreisausschuss und Kreistag werden im Januar oder Februar 2011 darüber beschließen und sie sind an das Votum nicht gebunden. CDU/FDP/FWG haben dort keine Mehrheit. Politisch hat die Abstimmung in Neu-Isenburg aber gezeigt, dass die Straßenbahn ein aktuelles Thema ist und mit Unterstützung aufgeschlossener politischer Gruppierungen und der Bevölkerung wieder Fahrt aufgenommen hat. Die Weichen können schon am 27.3.2010 bei der Kommunalwahl richtig gestellt werden.


Informationsblatt für die Abgeordneten   Gute Gründe für die Tram

Die Stadt ist da, wo die Straßenbahn fährt
Die Tram erlebt in ganz Europa eine Renaissance. Nachdem die „autogerechte Stadt“ seit den 60er Jahren viele Quartiere verwahrlost hat, setzt man heute wieder auf die Tram. Weil so eine moderne Straßenbahn durchaus 100 Autofahrten ersetzen kann, darf sie inzwischen vom Stadtzentrum bis in die Randbereiche der Ballungsräume rollen. Neben den weithin autofreien Zentren der Metropolen vermittelt die Tramanbindung jetzt auch den Städten des Umlandes urbane Atmosphäre, weil die Mehrzahl der automobilen Pendler umsteigen kann. Dank Tram wird die Autostraße wieder zum Raum für die Öffentlichkeit.

Weniger Lärm, weniger Gestank, mehr Spaß beim Shopping in der City
Ob Erfurt, Freiburg oder Heilbronn: Manchmal muss der Fahrer mit dezentem Bimmeln auf die fast lautlos gleitende Bahn aufmerksam machen. Denn ganz selbstverständlich nutzen die vielen Flaneure die gesamte Fläche des städtischen Raums, von der sie früher von Tausenden Autos auf schmale Bürgersteige verwiesen wurden. Deshalb brummt entlang der Schienen das Geschäft und nicht der Autoverkehr.

Mehr Platz für die Autos
Klingt absurd: Da, wo die Straßenbahnen rollen, gibt’s mehr freie Parkplätze, weniger Stau. Doch die Tram absorbiert so viel Verkehr, dass für die verbliebenen Autofahrer reichlich Platz frei wird. Deshalb ist entlang der Schienen selbst in vielen engen Altstadtbereichen das Autofahren durchaus erlaubt. Es macht nur kaum noch jemand.

Entlastung für den Steuerzahler
Tramlinien brauchen nur einen Bruchteil des Verkehrsraumes der zahllosen Autofahrten, die sie ersetzen können. Dagegen müssen unsere klammen Städte für jeden Autokilometer durchschnittlich 6 Cent für den Straßenunterhalt berappen, für jeden öffentlichen Stellplatz 50 Euro monatlich. Kombiniert mit einer ansprechenden Gestaltung des Straßenraumes ist also eine Tramlinie eine lohnende Investition. Dies auch, weil der Schienenverkehr in Ballungsräumen im Allgemeinen kostendeckend betrieben werden kann.

Warum eine Tram in Isenburg?
Rhein-Main ist der pendlerreichste Ballungsraum. Rund zwei Drittel der Pendler nutzen das Auto, während es in anderen Regionen mit ausgebautem Tramnetz weniger als ein Drittel tun. Allein rund 20.000 Einpendler und 10.000 Auspendler frequentieren täglich die Isenburger Straßen, die allermeisten mit dem Auto. Dazu noch ein umfangreicher örtlicher Verkehr. Die Tramlinie vom Frankfurter Hauptbahnhof durch Isenburg bis Dreieich bildet – verknüpft mit der Regiotram „Westtangente“ am Isenburg-Zentrum – ein geschlossenes Schienennetz, das den meisten Pendlern eine echte Alternative zum Auto bietet.

Kauft nur ein Viertel der Pendler ein Abo für die Tram, sind die Kosten schon gedeckt. Verknüpft mit der ohnehin dringenden Neugestaltung der Frankfurter Straße auf ganzer Länge sind die Zusatzkosten eines integrierten Schienenweges begrenzt. Große Summen für Straßenausbau und Unterhalt werden dagegen eingespart. Die Frankfurter Straße könnte endlich zur Flaniermeile gedeihen und damit Einzelhandel und Gastronomie fördern. Gewinner ist auch die Volkswirtschaft: neue Jobs, weniger Klima- und Umweltlasten.

Es lohnt sich also.

Die Montagsrunde