Stadtplanung, Januar 2008

Gröbste Mängel bei Stadtplanung in

 Neu-Isenburg

Stummelknoten

Als Montagsrunde mischen wir uns schon mehr als 10 Jahre in die Neu-Isenburger Stadtentwicklung ein mit Veröffentlichungen in der Presse, Bürgerversammlungen, Leserbriefen, Flugblättern, Demonstrationen und und und. Dies Bürgerengagement wurde von den politisch Verantwortlichen i.d.R. kommentarlos übergangen. Im Folgenden soll der Finger auf die gröbsten Fehlentscheidungen gelegt werden.

 

1.Bauplanung im Gewerbegebiet-Süd und Birkengewann ignoriert Fluglärm

Der kürzlich verabschiedete Bebauungsplan sieht für das Birkengewann in der lärmigen Einflugschneise (Siedlungsbeschränkungsbereich) hauptsächlich Wohnungen vor aber im ruhigsten Bereich, dem Gewebegebiet-Süd (z.B. Agfa-Gelände) sollen der vorliegenden Strukturplanung zufolge hauptsächlich Büros gebaut werden.

Da fasst man sich doch an den Kopf, oder?

Genau umgekehrt müsste es sein!

 

2.Energieeinsparung im Birkengewann?

Bei 145 Wohneinheiten im Birkengewann sollen die Fenster nach Osten und Westen ausgerichtet werden obwohl die wichtigst Bedingung für Niedrigenergiehäuser lautet, die Fensterfronten nach Süden auszurichten, um die Sonnenwärme auszunutzen.

Was soll das?

Wie Fachleute heute, wo Niedrigenergiehäuser gesetzlich vorgeschrieben sind, solche Fehlentscheidungen treffen können, ist unfassbar.

 

3.Vertane Chancen beim Güterbahnhofsgelände

Dieses zentrale Filetstück wurde von der Stadt an einen Investor verkauft, der es mit Autohäusern und Büros bebaut.

Damit wird die Verödung des Stadtzentrums in Beton gegossen.

Stattdessen hätte gerade hier im Herzen der Stadt alle Planung nur ein Ziel haben dürfen, nämlich quirliges öffentliches Leben zu fördern.

An der Gestaltung hätten die Bürger mit Ideen beteiligt werden müssen und ein städtebaulicher Architektenwettbewerb hätte diese Ideen in attraktive Planungen umsetzen müssen.

 

4.Im Stadtzentrum Verkehrsführung verschlimmbessert

Angeblich um die Anwohner der Carl-Ulrich-Straße vom Verkehrslärm zu entlasten, verlegt man den West-Ost-Verkehr in die Schleussnerstraße. Das Güterbahnhofsgelände wird dadurch zu einem besseren Autobahnmittelstreifen eingezwängt.

Würde man stattdessen den gesamten Ost-West-Verkehr in beiden Richtungen in die Schleussner-Straße verlegen und die Carl-Ulrich-Straße verkehrsberuhigen, wären die Anwohner wirklich vom Verkehrslärm befreit und das Güterbahnhofsgelände mit dem geplanten Endbahnhof der Westtangente könnte ideal mit der angrenzenden städtischen Bebauung verbunden werden.

 

5.Eine Straßenbahn für die Stadt!

Die Frankfurter wollen die Linie 14 an den Hauptbahnhof heranführen. Die geplante Westtangente soll bis zum IZ fahren. Im Landesentwicklungsplan war die Verbindung zwischen den Endhaltestellen der Linie 14 und der Westtangente vorgesehen. Das hätte eine durchgehende Schienenverbindung zwischen Frankfurter Hauptbahnhof und Bad Homburg ergeben mit zwei zusätzlichen Haltestellen mitten in Neu-Isenburg.

Jede halbwegs vernünftige Stadtplanung würde eine solche Verbesserung der Schienenverbindung begrüßen.

Nicht so in Neu-Isenburg.

Im Gegenteil!

Die Stadt beantragt eine Streichung der Straßenbahnverlängerung aus dem Landesentwicklungsplan und schafft mit dem Umbau der Frankfurter Straße endgültige Fakten ohne Straßenbahn.

Eine Bürgerbefragung hätte mit großer Wahrscheinlichkeit anders entschieden.

 

6.Stummelverlängerung holt den motorisierten Individualverkehr in die Stadt

Mit dieser Entscheidung holt sich Neu-Isenburg ohne Not (Welchen Vorteil soll das für die Neu-IsenburgerInnen selbst bringen?) einen Autobahnzubringer auf`s Stadtgebiet. Aber

sind wir hier nicht schon genug geplagt vom Flug- und Autobahnlärm? Die A3 dröhnt bis in die Bahnhofstrasse.

Die errechneten Verkehrsreduzierungen sind doch Augenwischerei. Der zusätzlich angezogene Verkehr ist dabei ja gar nicht berücksichtigt, obwohl alle Welt weiß, dass Straßenausbau Verkehr anzieht.

Verantwortungslos ist auch die Argumentation, im Industriegebiet würde dieser Autobahnzubringer nicht stören. Der Flughafen bleibt, auch wenn er nicht ausgebaut wird, deshalb muss dieses Gebiet  - am weitesten entfernt vom Fluglärm und von allen Autobahnen/ nach Süden und zum Wald hin orientiert -  langfristig zum Mischgebiet mit hohem Wohnanteil entwickelt werden. Der geplante Autobahnzubringer verbaut eine solche Entwicklung.

 

Städtische Lebensqualität ist kein Schicksal. Sie muss geplant werden.

Die Aufhübschung des Andreas-Löber-Platzes und Ähnliches reicht allerdings nicht aus. 

Wann endlich werden die BürgerInnen an den relevanten Entscheidungen beteiligt? 

 Montagsrunde im Januar 2008