Rathausneubau, Mai 2009

Rathaus auf der Kippe

Sanierung schöngerechnet
Rathaus


Mit drohenden Mehrkosten kann man in diesen Zeiten offenbar jedes Parlament in Schach halten. Die Isenburger Stadtverordneten wären beim Rathaus vielleicht zu einem anderen Ergebnis gekommen, wenn sie die dürren Zahlen der Stadtverwaltung wenigstens überschläglich von einem Fachmann hätten prüfen lassen, wie hier demonstriert wird.
Andere Aspekte hätten bedacht werden können, wie Parkplatzangebot, Verkehrsführung und Konzipierung eines Rathausneubaus als faszinierendes Symbol für Aufbruch und Fortschritt statt rückwärts gewand sich mit Veranschaulichung von vergangenem Aufstieg zu begnügen.

Die Baukosten für die Sanierung werden in der Vorlage zur Stadtverordnetenversammlung bei einer Bruttogeschossfläche von 6.860m² mit ca. 10.350.000 € beziffert. Das macht pro m² 1.508 €. Die Baukosten für den Neubau werden mit 22.500.000 € beziffert. Das macht pro m² bei gleicher m² Zahl 3.279 €. Legt man aber mal die aktuellen Zahlen aus einem ähnlichen Neubauwerk zugrunde ( Justizverwaltungsgebäude Frankfurt, BKI statistische Werte für 2008) kommt man dort auf ca. 2.500 € / m². Das ergibt für den Neubau ca. 17.150.000 €. Kommen wir jetzt noch zu dem Ergebnis, das die Schätzkosten für die Sanierung sehr knapp angesetzt und wohl erst mal eher in den Bereich von ca. 2.200 €/m² anzusetzen sind, kostet die Sanierung plötzlich ca.15.092.000 €. (15 Millionen Euros wird bereits hinter vorgehaltener Hand jongliert).
Betrachtet man jetzt noch die Kostenersparnis durch Wegfall der Mietkosten während der Sanierung und den doppelten Umzug in Höhe von ca. 1.500.000,00 € ergibt sich eine Kostendifferenz von 558.000,00€ zugunsten der Sanierung. Viel Geld, das sich jedoch durch die Ersparnisse beim Neubau durch Optimierung der Raumprogramme, die Bewertung von Restnutzungsdauer und Gebäudewert, die Optimierung des Energiehaushaltes (Neubau als Energie PLUS Haus)u.w. schnell amortisieren wird. Übrigens sind diese wichtigen Kostenfaktoren in der Magistratsvorlage mit keiner Silbe erwähnt worden.
Ein weiteres Plus ist die bereits vorhandene Tiefgarage unter dem Neubau, die keinesfalls wie immer zu lesen ist, abgerissen werden muss. Während bei einer Rathaussanierung das unsägliche Parkproblem mit den entzweckten Parkplätzen im Posthof und in den Straßen der Anwohner verbleibt, entfällt dieses Problem beim Neubau auf dem Güterbahnhofsgelände.

Der Neubau bietet die Chance das ehemalige Güterbahnhofsgelände städtebaulich aufzuwerten. Nichts gegen den jetzt vorgesehenen Vollsortimenter wie Teegut, aber es wäre doch nur eine Notlösung weil das mit den Autohäusern und dem Grundstücksgeschäft nicht so wie eingefädelt funktioniert hat. (Ein weiterer Vollsortimenter ist auch im Bebauungsplan Birkengewann geplant). So generierte der Vollsortimenter deutlich mehr Verkehr als das ursprünglich vorgesehene Autohaus oder das Rathaus. Umfangreiche Gutachten wären erforderlich um überhaupt die neuen Verkehrsströme zu erfassen. Bei heutigen Betriebszeiten unter der Woche und Samstags bis 22 Uhr würde ein deutlicher Verkehrs- und damit Zuwachs an Lärm- und Abgasen für die Anwohner noch zusätzlich in Abendstunden und an den Wochenenden zu erwarten sein (von Anlieferungsverkehr morgens um 4 Uhr !! ganz zu schweigen)..
Eine Lösung hierzu wäre das von der Montagsrunde vorgestellte Konzept der Carl-Ulrich Straße als Anliegerstraße und die Zufahrt über die Schleussner Strasse zu führen. Bei dieser Lösung würde der Straßenraum für den Ost-West-Verkehr nicht verengt. Neu-Isenburgs gute Verkehrsanbindung würde also nicht eingeschränkt aber man hätte die Möglichkeit der parallelen Schleussner-Straße genutzt um die stinkende, lärmende Autoschlange in der ganzen Länge der Carl-Ulrich-Straße von den Anliegern weg ins Industriegelände abzurücken. Auch die ausufernd teuren (ampelgesteuerten) Kreisanlagen an der Kreuzung Frankfurter Straße und der Kreuzung Hugenottenallee könnten somit entfallen.

Die gleichzeitige Umwidmung der Carl-Ulrich-Straße zu einer Anliegerstraße, würde das Güterbahnhofsgelände vom Wohngebiet aus leicht und gefahrlos erreichbar machen, es gefühlsmäßig mit dem Wohngebiet verbinden. Der Wert des Güterbahnhofsgeländes, das jetzt unisono als Filetstück in Neu-Isenburgs Zentrum angesehen wird, würde enorm steigen, seine Nutzungsmöglichkeiten ungemein erweitert.
Es würde z.B. den idealen Standort für einen Rathausneubau ergeben, zentral und exponiert gelegen, für Autos, Bus und Bahn gleichermaßen gut erreichbar.
Doch hierzu konnten sich die Stadtverordneten (noch) nicht durchringen. Im Gegenteil, die Planung der ampelgesteuerten Riesenkreisel wird, entgegen der Einwände der Anwohner mit ignoranter Vehemenz vorangetrieben.

Die Stadtverordnetenversammlung hat sich für die Restauration des alten Rathauses entschieden mit der Begründung, dass das alte Isenburger Rathaus den Aufstieg zu einer prosperierenden Gemeinde veranschaulicht hat.
Aber ist nicht ein Rathausneubau viel besser zu begründen.
Wenn man den Mut aufbringen würde, durch einen Architektenwettbewerb zu einer herausragenden, identitätsstiftenden Architektur zu kommen, könnte ein Neubau die Zukunft veranschaulichen, den Willen nicht nur zu einer prosperierenden Gemeinde aufgestiegen zu sein und rückwärts gewand die Vergangenheit zu betrachten, sondern weiter gestalten zu wollen und in die Zukunft gerichtet zum Wohle der Bürger zu handeln.
Die Montagsrunde meint: Ein mutiger Neubau könnte einen weiteren (neuerlichen) Aufstieg initiieren.

Montagsrunde