IZ-Hochhaus, 15.09.2010

Das Hochhaus über dem Isenburg-Zentrum:

Ist der Abriss wirklich der Weisheit letzter Schluss ?

IZ-Hochhaus

Die Stadt Neu-Isenburg wird eine Abrissgenehmigung für ein Hochhaus über dem Isenburg-Zentrum erteilen. Dies kommt allein den wirtschaftlichen Interessen des Eigentümers entgegen. Für eine städtebauliche Planung der Neu-Isenburger Mitte bedeutet diese Genehmigung aber einen weiteren Meilenstein des städtebaulichen Versagens. Stadtplanung ist ein Totalausfall in Neu-Isenburg!


Der Frankfurter Neuen Presse sei Dank. Endlich mal eine Pressestimme, die in einem Beitrag die städtebauliche Situation am Isenburg-Zentrum würdigt (Artikel vom 15.09.2010/ Ist der Abriss des Hochhauses am IZ der Weisheit letzter Schluss?)


Hochhäuser an sich
Erst mal ist es schlichtweg falsch, dass ein Hochhaus per se hässlich ist. Es kommt auf die Betrachtungsweise an. Es gibt wunderschöne Hochhäuser, es gibt effiziente und ökologische Hochhäuser, ebenso wie es schöne und hässliche Einfamilienhäuser gibt. Es gibt sogar den „ Internationalen Hochhauspreis“ wo besonders gelungene Hochhäuser prämiert werden. Das jetzt zur Disposition stehende Hochhaus am IZ ist eigentlich eines der schöneren Sorte, aber leider im jetzigen Zustand heruntergewirtschaftet und schäbig. Dieses unschöne Erscheinungsbild macht es den Politikern einfach, einen Abriss als alternativlos erscheinen zu lassen. Aber hier eine schicke Fassade, ein paar wenige funktionale Verbesserungen, so ließe sich durchaus was machen. So oder so ähnlich war das ja auch mal genehmigt. Und für solche Modernisierungen gibt es wunderbare Beispiele.

Städtebauliche Gesichtspunkte oder Interessen des Investors
Dass das Gebäude jetzt abgerissen werden soll ist aber nicht dem jetzigen Aussehen und jetzigen Zustand oder einer maroden Bausubstanz geschuldet, sondern dient einzig und allein den vermeintlichen finanziellen Interessen des jetzigen Eigentümers, wer immer das auch ist. Ob ein Abriss aus Sicht der Stadtentwicklung tatsächlich sinnvoll ist oder eine stadtbereichernde sinnvolle Nutzung möglich sein könnte wird in unserer Stadt nicht (öffentlich) diskutiert. Hier zeigt sich eine Schwachstelle in der städtischen Entwicklung. Eine wichtige städtebauliche Entscheidung wird wieder mal zum Spielball eines „vertrauensvollen“ Investors. Eine breite und offene Diskussion über die Stadtentwicklung ist nicht möglich und daran wird auch nicht einmal gedacht.

Für Planung im Bestand ist städtebauliche Phantasie notwendig.
Warum nutzt die Stadt nicht alle Möglichkeiten des Genehmigungsverfahrens für Abriss oder Nutzungsänderung um Einfluss zu nehmen? Warum fordert die Stadt bei einem so gravierenden Eingriff in die Substanz nicht ein städtebauliches Konzept, das mindestens den südlichen Bereich der Frankfurter Straße und das Güterbahnhofsgelände mit einbezieht?
Möglichkeiten zur Klärung vieler Fragen wäre eine städtebauliche Entwicklungsstudie. Darüber hinaus wünscht man sich für unsere Stadt einen Wettbewerb mit vielen guten Städteplanern.

Zum Beispiel
So könnte zum Beispiel ein Konzept für ein „Modernisiertes Hochhaus“ aussehen?
Eine Nutzung als gewerbliches und kulturnutzendes Bürohochhaus mit einigen Wohnungen und Penthaus ist im städtebaulichen Rahmen denkbar.
Der BauherrIn erneuert und saniert die wichtigen Bereiche wie Fassade, Treppenhaus und die Versorgungsleitungen. Die künftigen Mieter oder Eigentümer übernehmen auf Wunsch den Innenausbau. Das sollte den Mietzins senken. Somit könnte an einem erstklassigen Standort
(Westtangente, Straßenbahn, Versorgungseinrichtungen) Platz für Familien, Platz für Firmen, Kommunale Einrichtungen, Kommunales Kino, Firmenneugründerinnen, Forschende, Kultur- und Kunstschaffende, für eine Tanzetage Ü 40, für Theaterworkshops, Avantgardekunst, eine oder zwei Etagen für ein Museum u.s.w. entstehen.
Bezahlbarer Raum für eine etwas andere Art der Nutzung.
(Für die vorbeschriebenen Nutzungen reichen die vorhandenen Geschosshöhen allemal aus.)

Die vorgeschlagenen Umnutzungen sind keine Hirngespinste. Interessante realisierte Beispiele hierzu gibt es jede Menge, z.B. in der sich entwickelnden Hanauer Landstraße in Frankfurt. Tja, sich in der Region umschauen, würde auch dem ratlosen Isenburger Magistrat helfen.

Neu-Isenburger Alltag
Diskussionen zur Nutzung und Modernisierung finden sich in der Stadt noch nicht. Das Hochhaus wird abgerissen, ein vermeintlicher (s.o.) Schandfleck weniger. Die Verantwortlichen atmen auf... endlich passiert was, endlich macht dieser Investor was, egal was, Hauptsache es geht weiter und was gestern noch galt (tolle Hochhaussanierung, vertrauensvolle Abwicklung zwischen Investor und Politik) ist heute Abriss (wie in wirtschaftlich schwachen Städten im Osten).

Montagsrunde